13. Juli 2020
Umbenennung der Berliner M-Straße: Menschen afrikanischer Herkunft ehren statt diskriminieren.
Bündnis afrodiasporischer und dekolonialer Initiativen kritisiert die Absicht von CDU-Politikern, die rassistische Beleidigung M. im öffentlichen Raum weiter zu dulden und begrüßt die Absichtserklärung von SPD und Grünen, die gleichnamige Straße und den U-Bhf. zeitnah nach Anton Wilhelm Amo umzubenennen
Das aus zehn afrodiasporischen und dekolonialen Vereinen und Verbänden bestehende Bündnis Decolonize Berlin e.V. protestiert entschieden gegen den am 13. Juli 2020 im Tagesspiegel veröffentlichten Vorschlag hochrangiger Berliner CDU-Politiker, den diskriminierenden Berliner Straßennamen beizubehalten und ihn lediglich zu kommentieren. Zeller, Henkel, Lengsfeld und Lemke räumen darin zwar ein, dass die historische Fremdbezeichnung „M.“ für Menschen afrikanischer Herkunft heute als „beleidigend und rassistisch zu werten“ sei und der U-Bahnhof daher besser umbenannt werden sollte. Der auf die Zeit des brandenburgisch-preußischen Versklavungshandels um 1700 zurückgehende Straßenname, fordern die Konservativen, sollte dessen ungeachtet weiter bestehen bleiben.
Im Gegensatz dazu begrüßt Decolonize Berlin e.V. die Entscheidung der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin-Mitte, sich hinter unsere Forderung nach einer zeitnahen Umbenennung der M-Straße in Würdigung von Anton Wilhelm Amo zu stellen, dem ersten Rechtsgelehrten und Philosophen afrikanischer Herkunft an einer preußischen Universität.
Amo war zur Zeit der Straßenbenennung zu Beginn des 18. Jahrhunderts von der Niederländisch-Westindischen Kompagnie als Minderjähriger aus dem heutigen Ghana nach Europa gebracht und an den Herzog Anton Ulrich von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel „verschenkt“ worden. 1714 wurde der zum „Kammer-M.“ gemachte Junge an seinen zweiten Taufpaten Herzog August Wilhelm „vererbt“, der Amo die Möglichkeit einer akademischen Ausbildung bot. Amo studierte, lernte mehrere alte und neue Sprachen und lehrte später in Halle, Wittenberg und Jena. Seine Ehrung durch Umbenennung der M-Straße wird mittlerweile online von über 10.000 Menschen unterstützt.
„Selbst die CDU erkennt nun an, dass der Straßenname rassistisch ist. Er muss daher umgehend aus dem öffentlichen Raum verschwinden, ohne dass dabei die deutsche Beteiligung am transatlantischen Versklavungshandel und die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland unter den Teppich gekehrt wird. Berlin muss ein Zeichen gegen Rassismus setzen und endlich auch sie im Stadtraum ehren.“
Tahir Della, Vorstandsmitglied von Decolonize Berlin e.V..
E-Mail:
vorstand[at]decolonize-berlin.de
Mehr:
– Beschluss der SPD in Berlin-Mitte
– Beschluss von B90/Die Grünen in Berlin-Mitte
– Online-Petititon des Bündnisses Decolonize Berlin e.V.
– Nachbarschaftsinitiative Anton-Wilhelm-Amo-Straße des Instituts für Europäische Ethnologie der HU Berlin