28. Mai 2024
Friedensstatue gehört zum öffentlichen Raum und Erinnern in Berlin
Pressemitteilung von Decolonize Berlin 28.05.2024
Am 16.05.2024 veröffentlichte die Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters anlässlich des Besuchs von Kai Wegner in Tokio eine Pressemitteilung. Dort heißt es, in Bezug auf das vom Korea-Verband als Beitrag zur zivilgesellschaftlichen Erinnerungsarbeit aufgestellte Denkmal für die „Trostfrauen“ in Berlin, es sei wichtig, „dass wir zu einer Veränderung kommen“. Weiter wird ausgeführt, der Regierende Bürgermeister setze sich dafür ein, dass es in Berlin ein Denkmal gegen Gewalt an Frauen gebe, „aber eine einseitige Darstellung dürfe nicht mehr stattfinden“.
Wir, das Bündnis Decolonize Berlin, setzen uns für den Schutz und Erhalt der Friedensstatue im öffentlichen Raum Berlins ein. Die Statue steht für eine Epoche des Asien-Pazifik-Krieges (1937-1945), in der das japanische Militär und seine Helfer schätzungsweise 200.000 Mädchen und junge Frauen im Alter von 11 bis 29 Jahren verschleppten. Die Opfer wurden systematisch aus ehemaligen japanischen Kolonien wie Korea und Taiwan sowie aus elf besetzten Ländern „zwangsrekrutiert“. Anschließend wurden sie als „Trostfrauen“ für die Soldaten zur Prostitution gezwungen, sexuell missbraucht und in Bordellen eingesperrt.
Die Friedensstatue wurde im September 2020 im Stadtteil Moabit durch Aktivist*innen unseres Mitgliedsvereins, dem Korea-Verband, eingeweiht, um die Thematik der „Trostfrauen“ in Deutschland bekannter zu machen und den Aktivismus der Überlebenden zu würdigen. Sie erinnert an den Mut der Frauen, die das Schweigen über sexualisierte Gewalt in Kriegszeiten gebrochen haben. Die Friedensstatue stellt einen wichtigen Beitrag zivilgesellschaftlicher Organisationen für die Erinnerungsarbeit an sexualisierte Gewalt in Konflikten dar und leistet damit ein wichtiger Anstoß für gesellschaftliche Debatten, um diese Gewalt zukünftig zu verhindern. Zugleich werden durch sie komplexe koloniale Verstrickungen im Asien-Pazifik-Raum sichtbar gemacht.
Zur Pressemitteilung der Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters hat der Korea-Verband eine ausführliche Stellungnahme abgegeben. Wir unterstützen die Forderung des Korea-Verbandes, die Friedensstatue im öffentlichen Raum Berlins zu erhalten. Dezentrale, von der Berliner Zivilgesellschaft getragene Erinnerungsorte sind ein wichtiger Pfeiler der Berliner Erinnerungskultur. Den Versuch Kai Wegners, auf Druck der japanischen Regierung in Sachen Friedensstatue zu intervenieren, verstehen wir daher auch als Affront gegen die jahrzehntelangen Bemühungen der Zivilgesellschaft, eine dezentrale und vielfältige Erinnerungskultur, die unsere Gesellschaft widerspiegelt, im Stadtbild Berlins zu verankern.
Wir fordern den Regierenden Bürgermeister, der davon spricht, „mit allen Beteiligten im Austausch“ zu sein, auf, in dieser Frage auch mit dem Korea-Verband ins Gespräch zu kommen. Denn dies ist bisher – entgegen der obigen Behauptung – nicht geschehen. Darüber hinaus möchten wir darauf hinweisen, dass die Verantwortung für die Friedensstatue als Kunst im öffentlichen Raum beim Bezirk liegt. Eine Einmischung der Landesebene oder gar der japanischen Regierung ist weder nachvollziehbar noch akzeptabel.