28. Januar 2025
Wir begrüßen die Entscheidung den sog. Hererostein zu entfernen
Decolonize Berlin und seine Mitgliedsvereine begrüßen die Entscheidung der Bezirksverordnetenversammlung, den sogenannten Herero Stein auf dem Friedhof am Columbiadamm zu entfernen
Pressemitteilung, 28.01.2025
Der „Hererostein“ auf dem Friedhof am Columbiadamm in Berlin-Neukölln erinnert an sieben Angehörige der deutschen Schutztruppe, die zwischen 1904 und 1907 sich freiwillig am Völkermord an den OvaHerero, Nama und San in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) beteiligten und dabei ums Leben kamen. Es hat über hundert Jahre gedauert, bis sich Deutschland diesem ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts gestellt und Verantwortung übernommen hat.
Deutschland trägt als ehemalige Kolonialmacht eine historische Verantwortung für die Aufarbeitung der Verbrechen der Kolonialzeit. Der Völkermord an den OvaHerero, Nama, Damara und San war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, bei dem bis zu 80 Prozent der OvaHerero und 50 Prozent der Nama systematisch ermordet wurden. Bisher gibt es keinen Gedenkort an dieses Verbrechen in Berlin. Orte wie der „Hererostein“ dürfen nicht stehen bleiben, weil sie die Täter glorifizieren und die Opfer unsichtbar machen. Eine angemessene Erinnerungskultur muss die Perspektive der Opfer einbeziehen und den kolonialen Kontext kritisch beleuchten. Die kommentierende Gedenktafel, die 2009 vor dem „Hererostein“ angebracht wurde, wird diesem Ansatz nicht gerecht und erwähnt den Völkermord nicht. Nicht nur, dass die Opfer auf der Tafel nicht namentlich erwähnt werden, auch die Anbringung einer Gedenktafel am Fuße des dominanten Steins wurde von der Zivilgesellschaft zu Recht mehrfach und deutlich kritisiert.
Die Vorstandsfrau von Decolonize Berlin, Amina Hikari Fall (AfricAvenir e.V.), begrüßt daher die nun vorliegende Entscheidung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln, die einen starken Perspektivwechsel ermöglicht und die Chance bietet, nicht nur mit der unerträglichen Glorifizierung der Mörder zu brechen, sondern sich auch mit dem Friedhof im Ganzen und mit weiteren problematischen Denkmälern auseinanderzusetzen.
Mit der geplanten Verbringung des Steins in ein Berliner Museum wie der Spandauer Zitadelle oder dem Bezirksmuseum Neukölln wird eine Leerstelle entstehen, die es neu zu definieren gilt und die neben der Kontextualisierung des bisherigen Gedenkens auch weitere problematische Denkmäler auf dem Friedhof in den Blick nimmt. So befinden sich auf dem Friedhof eine Reihe weiterer Denkmäler zu Ehren der gefallenen Soldaten der Kriege von 1866, 1870/71, des Ersten Weltkrieges und auch der Soldaten, die den Widerstand in Namibia niedergeschlagen haben. Die meisten dieser Denkmäler wurden nach dem Ersten Weltkrieg aufgestellt.