Koordinierungsstelle

Nachrichten-Dummy

Das heutige Bildungssystem ist noch immer durchzogen von historischen Machtverhältnissen, eurozentrischen Perspektiven und kolonialen Kontinuitäten. Dies spiegelt sich in den Ausbildungsstrukturen der Lehrkräfte, den Curricula der Universitäten, den Bildungsansätzen in Kindertageseinrichtungen, Schulen und bei vielen außerschulischen Bildungsangeboten und in den Lehrplänen wider. Bei eingehender Betrachtung zeigt sich so, welches Wissen und welche Wissenssysteme als relevant gelten und welche marginalisiert werden. Seit vielen Jahrzehnten gibt es zivilgesellschaftliche Forderungen nach Umsetzung des Rechts auf diskriminierungsfreie Bildung. Beispiele dafür sind unabhängige Beschwerdestrukturen, verpflichtende diskriminierungskritische Fortbildungen für Lehrkräfte und die kritische Überprüfung von Lehrinhalten.

Um Dekolonisierungsprozesse im Bildungsbereich anzustoßen, braucht es eine kritische Auseinandersetzung mit relevanten Fragen: Wie wurde und wird Wissen produziert? [nbsp]Was gilt im Bildungskontext als „wissenswert“? Wer spricht? Für wen sind Räume wie Kindergärten, Schulen und Universitäten gedacht? Und wer wird nur mitgedacht - und wer nicht? Da Dekolonisierung ein Querschnittsthema ist, müssen die oben genannten Bereiche des Bildungssystems auf eben diese Fragen geprüft werden. Dies ermöglicht Heranwachsenden, aber auch Menschen, die erst in der Erwachsenenbildung mit dem Thema der Dekolonisierung konfrontiert werden, bestehende Herrschaftsverhältnisse zu analysieren. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das Recht auf eine diskriminierungsfreie Bildung, gemäß dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz und dem Berliner Schulgesetz, auch tatsächlich umgesetzt ist.

Aktivitäten im vergangenen Jahr

Basierend auf dem Maßnahmenkatalog haben wir auch im Jahr 2024 unsere Arbeit im Bildungsbereich fortgeführt. Ein wichtiger Schwerpunkt war erneut die Überarbeitung der Rahmenlehrpläne, mit denen wir uns intensiv und im Austausch mit sehr vielen Akteur:innen aus den unterschiedlichsten Bereichen beschäftigt haben. Zu Beginn der öffentlichen Anhörungsphase richtete die Koordinierungsstelle eine Veranstaltung aus, bei der Fachleute ihre Expertisen zu den überarbeiteten Fächern zur Verfügung stellten und somit einer breiten Öffentlichkeit Unterstützung bei der Kommentierung der neuen Rahmenlehrpläne lieferten. Die erarbeiteten Positionen zu den neuen Rahmenlehrplänen in den Fächern Geschichte, Geografie, Politische Bildung und Philosophie wurden in verschiedenen Formaten vorgestellt, u. a. im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses oder als öffentliche Kommentierung an die zuständige Behörde.

Eine Forderung aus dem Maßnahmenkatalog von Decolonize Berlin ist die nach der verpflichtenden Einführung diversitätssensibler Lernhinhalte für die Lehrkräfteausbildung. Wir betrachten dies als einen notwendigen Bestandteil der Ausbildung, um sicherzustellen, dass Schüler:innen Lehrkräfte zur Seite stehen, die fundierte Kenntnisse über die vielfältigen und häufig von Diskriminierung geprägten Lebensrealitäten der Lernenden besitzen. Derzeit baut Berlin mit dem sogenannten BERLI ein eigenes Landesinstitut für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften auf. Dies wäre der ideale Zeitpunkt, um die Forderung aus der Senatsvorlage 1umzusetzen. Bislang liegen jedoch weder uns noch der Öffentlichkeit Details zum Aufbau des BLIQ vor.
Auch das Berliner Bildungsprogramm, das die Grundlage für die Bildungsarbeit in Kindertagesstätten liefert, erforderte eine (Neu)Kommentierung. Dabei argumentierten wir aus der Grundhaltung heraus, dass frühkindliche Bildung gerechte, vielfältige und lebensnahe sowie intersektionale Perspektiven enthalten muss.

Decolonize Berlin war in diesem Jahr erneut Teil der Arbeitsgruppe „Globales Lernen“, um sich auch über das Thema Dekolonisierung im Kontext von globalem Lernen und nachhaltiger Bildung auszutauschen.
Schließlich bleibt noch zu erwähnen, dass wir seit Mitte 2024 dabei sind, unseren Arbeitskreis Bildung wiederzubeleben. Im Vordergrund stehen die Vernetzung von Akteur:innen in der außerschulischen Bildung mit Personen, die im Bildungssystem arbeiten. Der Arbeitskreis steht jeder Person offen, und wir freuen uns über Zuwachs.