Koordinierungsstelle

Unser Ausblick 2025

Was Ken Saro Wiwa als Autor und Journalist über seine Rolle in der Gesellschaft sagte, lässt sich auch auf die Arbeit der Koordinierungsstelle übertragen - wir bieten Räume für Vernetzung und Diskussion und gleichzeitig ist es unsere Aufgabe, Gegenwart und Zukunft mitzugestalten, indem wir die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Partizipationsprozess begleiten.

In diesem Jahresbericht wird deutlich, dass Dekolonisierung nur als Prozess verstanden werden kann, der alle gesellschaftlichen Bereiche betrifft - und in dem es neben Erfolgen auch immer wieder Rückschläge gibt.

Im Jahr 2024 hat die Koordinierungsstelle bei Decolonize Berlin wichtige Fortschritte bei der Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte und deren anhaltenden Auswirkungen erzielt.

Auch im Bereich der Erinnerungskultur konnten 2024 wichtige Meilensteine erreicht werden: die Vorstellung des geforderten gesamtstädtischen Erinnerungskonzepts zu Berlins Kolonialgeschichte und dessen Folgen. Als Koordinierungsstelle haben wir die wichtige Arbeit von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Dr. Ibou Diop unterstützt. Das Erinnerungskonzept markiert einen entscheidenden Schritt für Berlin, sich aktiv mit seiner kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Bei der Veranstaltung „Kolonialismus Erinnern“ (25.–27. April 2024) im Haus der Kulturen der Welt präsentierten wir das Konzept einem breiten Publikum und setzten neue Impulse für die städtische Erinnerungskultur.

Die intensiven Bemühungen zur Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und staatlichen Institutionen auf nationaler und internationaler Ebene gaben den Anstoß für eine breitere öffentliche Diskussion und den Aufbau neuer Allianzen.

Wir möchten an die solidarischen, starken Momente und neuen Netzwerke anknüpfen und auch im kommenden Jahr die Aufarbeitung der Berliner Kolonialgeschichte und ihrer anhaltenden Auswirkungen weiterführen. Dabei wird es weiterhin darum gehen, als Brücke zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung zu fungieren.

Der Fokus wird auf der Fortführung und Intensivierung der bisherigen Arbeit liegen, die maßgeblich auf dem Senatsbeschluss aus dem Jahr 2023 basiert. Ein zentraler Schwerpunkt wird die Stärkung der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft sowie mit Schwarzen und migrantischen Communities sein. Wir möchten eine Zwischenbilanz ziehen und auf einer mehrtägigen Veranstaltung nicht nur die letzten 4 Jahre Revue passieren lassen, sondern insbesondere auf eine dekoloniale Zukunft schauen – und was wir als Koordinierungsstelle und als Teil der kritischen Zivilgesellschaft dazu beitragen können. Dazu zählen Initiativen, die sich mit kolonialen Kontinuitäten auseinandersetzen, wie etwa die Beauftragung eines wissenschaftlichen Gutachtens zu den Auswirkungen des Kolonialismus im medizinischen Bereich. Gleichzeitig wird die Koordinierungsstelle auch die Vernetzung auf Bundesebene weiter ausbauen und den Austausch zwischen Akteur:innen aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik durch Fachgespräche, Fachtagungen und ein bundesweites Vernetzungstreffen fördern.

Neben der zentralen Aufgabe, die Umsetzung der Forderungen und Maßnahmen aus dem Aufarbeitungsprozess zu begleiten, werden wir die Realisierung des gesamtstädtischen Erinnerungskonzepts zur Geschichte und den Folgen des Kolonialismus in Berlin weiter vorantreiben. Die Ergebnisse der Memory in Motion-Konferenz (13.–15.12.2024) werden sicherlich dazu beitragen, auch weiterhin länderübergreifend an den Themen Erinnern und Gedenken zu arbeiten, sich zu vernetzen und gemeinsame Vorschläge zur Umsetzung zu erarbeiten.

Decolonize Berlin und die Koordinierungsstelle werden sich darüber hinaus in diversen Projekten einbringen, die eine breite Vernetzung für eine plurale Gesellschaft fördern. Besonders relevant wird das heimaten-Projekt in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt sein, das darauf abzielt, den Begriff Heimat im Sinne einer pluralen Gesellschaft neu zu definieren.

Zusätzlich plant die Koordinierungsstelle, die transnationale Zusammenarbeit mit Partner:innen in Europa weiter zu stärken – denn die Aufarbeitung des Kolonialismus ist inzwischen nicht nur in Berlin, sondern auch in Amsterdam, Paris oder Lissabon in der gesellschaftlichen Mitte angekommen.

Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen – wie dem wiedererstarkenden Rechtspopulismus in Deutschland und Europa – wird die Arbeit der Koordinierungsstelle entscheidend dazu beitragen, Solidarität und Allianzen zwischen verschiedenen Akteur:innen der Gesellschaft zu fördern. In diesem Sinne bedarf es einer breiten, solidarischen Bewegung, um das friedliche Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft zu sichern und die vielfältigen Stimmen, insbesondere aus marginalisierten Communities, in den Mittelpunkt der Debatten und der Erinnerungsarbeit zu stellen. Mit diesem umfassenden Programm wird die Koordinierungsstelle auch im kommenden Jahr eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte und ihrer aktuellen Auswirkungen einnehmen und maßgeblich zur Schaffung einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft beitragen.