Pressemitteilung, 27. Oktober 2025

Zivilgesellschaft kritisiert neue Leitlinien von Bund und Ländern zu kolonialem Sammlungsgut als unzureichend

Wir – Berlin Postkolonial, Decolonize Berlin und Flinn Works – begrüßen die Aktualisierung der „Gemeinsamen Leitlinien zum Umgang mit Kulturgütern und menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten“. Klarere Abläufe und die Festlegung bedingungsloser Rückgaben sind Schritte in die richtige Richtung. Gleichzeitig bleiben die Leitlinien weit hinter einem menschen- und völkerrechtsbasierten Verständnis von Restitution und Repatriierung zurück.
Zentral fehlt die generelle Anerkennung kolonialer Kontexte als Unrechtskontexte. Solange koloniale Aneignungen nicht grundsätzlich als unrechtmäßig gelten – wie es im NS-Kontext durch eine Vermutungsregel zugunsten der Betroffenen praktiziert wird – bleiben Rückgaben Ermessensentscheidungen der sammelnden Institutionen.

Ebenso problematisch ist, dass in den neuen Leitlinien weiterhin Restitutionen und Repatriierungen nicht als völker- und menschenrechliche Verpflichtungen anerkannt werden. Stattdessen werden sie weiterhin als Ermessensfragen behandelt.

Das geplante internationale Expert*innennetzwerk kann nur wirken, wenn Mandat, Entscheidungsbefugnisse und eine mehrheitliche Beteiligung von Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften – insbesondere aus dem Globalen Süden und von Indigenen Gruppen – gesichert sind.
Ohne verlässliche Finanzierung bleiben alle Ambitionen Makulatur: Provenienzforschung, Transparenz, partnerschaftliche Zusammenarbeit und würdige Rückführungen benötigen feste Mittel, inklusive Unterstützung für Anreisen und vorbereitende Besuche.  

Unsere Forderung: Bundes- und Landesgesetze, die koloniale Kontexte als Unrechtskontexte anerkennen, Rechtsansprüche und klare Verfahren schaffen, Herkunftsgemeinschaften gleichberechtigt einbinden, ein wirksames Expert*innengremium verankern – sowie ein Verbot des privaten Handels mit Ahn*innen/menschlichen Gebeinen aus kolonialen Kontexten, flankiert von EU-weiten Mindeststandards.

Die vollständige Stellungnahme finden sie HIER

Berlin Postkolonial · Decolonize Berlin · Flinn Works