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Newsletter 3
Jahresbericht 2024 der Koordinierungsstelle
Dekolonisierung trotz alledem!
Was bedeutet Dekolonisierung in einer Zeit, in der rechte Parteien Wahlen gewinnen und menschenfeindliche Positionen mehrheitsfähig werden? Was nützt es, eine Straße umzubenennen, wenn weiterhin Menschen im Mittelmeer sterben, Grenzen ausgebaut werden und anti-Schwarzer Rassismus in der Gesellschaft zunimmt?
Die globalen und gesellschaftlichen Krisen beeinflussen jeden Aspekt dieser Stadt. Ihre Auswirkungen und die Reaktionen darauf spiegeln sich auch in der Berliner Landespolitik wider und prägen die Realität der Menschen, die hier leben.
Als Koordinierungsstelle bieten wir Raum für Austausch und begleiten die Umsetzung der Forderungen und Maßnahmen für Dekolonisierungsprozesse, die aus dem Partizipationsprozess entstanden sind. Unsere Motivation ziehen wir aus dem Gedanken an die vielen mutigen Menschen, die in den letzten 500 Jahren gegen Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus gekämpft haben. Auch heute sind wir umgeben von Aktivist:innen verschiedener Generationen, die ein lautes „Trotz alledem!“ entgegenschleudern und in Zeiten von Misstrauen und Voreingenommenheit solidarische Netzwerke aufbauen. Step by Step.
Neue Publikationen aus der Koordinierungsstelle
Wirtschaftspolitik neu denken: Schritte zur Dekolonisierung
Wirtschaftspolitik zu dekolonisieren ist eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit. Schon wegen der langen Geschichte von gewaltvoller Ausbeutung müssen wir zuerst historische Gerechtigkeit über Reparationen für Versklavungshandel und Kolonialismus, Landrückgaben und Klimareparationen herstellen. Da die aktuellen Wirtschaftsbeziehungen zu immensen Finanztransfers aus dem Globalen Süden in den Globalen Norden führen, muss dieses fortwährend Ungleichheit produzierende Wirtschaftssystem von Grund auf überholt werden. Solche ‚systemischen Reparationen‘ würden Wirtschaftspolitik nach kosmopolitischen Werten ausrichten und der kolonialen Prägung der Weltwirtschaft entgegenwirken. Entsprechende politische Ziele, die die Wirtschaftspolitik anvisieren sollte, sind Ernährungssouveränität, Energiesouveränität, sozialökologische Transformation, demokratische wirtschaftspolitische Institutionen, lokale und globale öffentliche Güter, Geld- und Währungssouveränität, starke transnationale Koalitionen und Bewegungsfreiheit.
In dieser Publikation gehen Fiona Faye und Prof. Aram Ziai der Frage nach, wie eine dekoloniale Wirtschaftspolitik aussehen sollte.
Die gedruckte Publikation kann über die Koordinierungsstelle bei Decolonize Berlin bestellt werden.
Den öffentlichen Raum neu denken
Dekolonisierung als Praxis
Die Geschichte des deutschen Kolonialismus ist eine Geschichte von Gewalt und Versklavung, aber auch von Widerstand und Empowerment, die sichtbare und unsichtbare Spuren im Stadtbild, dem Staatsverständnis und in der Gesellschaft hinterlassen hat. Und das nicht nur in ehemals kolonisierten Gebieten, sondern auch in Deutschland. Daher wird Kolonialismus auch als Begegnungs- und Verflechtungsgeschichte verstanden. Im öffentlichen Raum zeigt sich das in Straßennamen, Denkmälern, Gebäuden und Institutionen – sie sind Teil der (de)kolonialen Topografie Berlins.
Mit dieser Publikation wollen wir erfolgreiche Straßenumbenennungen in Berlin sichtbar machen und gleichzeitig Aktivist:innen eine Handreichung zum Umbenennungsverfahren kolonial belasteter Straßen geben.
Neuigkeiten aus dem Verein
Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl 2025 – Ihre Position zu dekolonialen Themen
Am 23. Februar 2025 finden in Deutschland die vorgezogenen Bundestagswahlen statt. Mit Ausnahme der AfD haben wir alle im Bundestag vertretenen Parteien zu ihren Positionen zu dekolonialen Themen befragt. Leider teilten uns die Parteien mit, dass sie ausschließlich die Wahlprüfsteine „von einigen wenigen vorab vereinbarten Verbänden und Organisationen“ beantworten.
Wir kritisieren diese Entscheidung ausdrücklich. Wahlprüfsteine sind ein essenzielles Instrument der Zivilgesellschaft im demokratischen Diskurs. Sie ermöglichen es, die Positionen von Parteien zu spezifischen Interessen transparent darzustellen und tragen dazu bei, informierte Entscheidungen zu treffen.
Um dennoch einen Einblick in unsere Fragen und Anliegen zu geben, stellen wir nachfolgend unsere Wahlprüfsteine zu Dokumentationszwecken zum Download bereit.
Pressemitteilung von Decolonize Berlin e.V., 28.01.2025
Wir begrüßen die Entscheidung den sog. Hererostein zu entfernen
Der „Hererostein“ auf dem Friedhof am Columbiadamm in Berlin-Neukölln erinnert an sieben Angehörige der deutschen Schutztruppe, die zwischen 1904 und 1907 sich freiwillig am Völkermord an den OvaHerero, Nama und San in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) beteiligten und dabei ums Leben kamen. Es hat über hundert Jahre gedauert, bis sich Deutschland diesem ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts gestellt und Verantwortung übernommen hat.
Deutschland trägt als ehemalige Kolonialmacht eine historische Verantwortung für die Aufarbeitung der Verbrechen der Kolonialzeit. Der Völkermord an den OvaHerero, Nama, Damara und San war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, bei dem bis zu 80 Prozent der OvaHerero und 50 Prozent der Nama systematisch ermordet wurden. Bisher gibt es keinen Gedenkort an dieses Verbrechen in Berlin. Orte wie der „Hererostein“ dürfen nicht stehen bleiben, weil sie die Täter glorifizieren und die Opfer unsichtbar machen. Eine angemessene Erinnerungskultur muss die Perspektive der Opfer einbeziehen und den kolonialen Kontext kritisch beleuchten. Die kommentierende Gedenktafel, die 2009 vor dem „Hererostein“ angebracht wurde, wird diesem Ansatz nicht gerecht und erwähnt den Völkermord nicht. [...]
Aus dem Bündnis
Konturen einer global gerechten Stadt
BER.POD Berlin Global Gerecht Folge #4
Ein Gespräch zwischen Niloufar Tajeri (Architekturforscherin und Aktivistin) und Anton Brokow-Loga (Universität Weimar, Forscher zu Postwachstum). Es moderiert Serttaş Dündar vom BER.
Wie wollen wir unsere Städte zukunftsfähig und global gerecht gestalten? In dieser Folge diskutieren Niloufar Tajeri und Anton Brokow-Loga aus Postwachstumsperspektive und mit dekolonialem Blick, wie der Ressourcenverbrauch der Städte nicht mehr den Globalen Süden zerstört. Hier hört Ihr, dass es in Städten des Globalen Nordens viel Globalen Süden gibt, warum es einen Baustopp braucht und wie die Aufmerksamkeitsökonomie Belange der Migrant*innen ausblendet.
Veranstaltungen von Decolonize Berlin und der Koordinierungsstelle
Bündnistreffen Decolonize Berlin
Wenn auch du davon überzeugt bist, dass es gerade jetzt notwendig ist, sich für dekoloniale, kolonialismuskritische und antirassistische Themen einzusetzen, möchten wir dich einladen, Teil von Decolonize Berlin zu werden. Komm zu unserem nächsten Bündnistreffen am 19. März um 18 Uhr und/oder kontaktiere uns per E-Mail: info@decolonize-berlin.de!
Wir freuen uns darauf, mit dir gemeinsam für eine gerechtere Welt zu streiten!
Veranstaltungen von Decolonize Berlin und der Koordinierungsstelle
Bündnistreffen Decolonize Berlin
Wir laden Euch herzlich zu einem Online-Gespräch zur Publikation „Wirtschaftspolitik neu denken: Schritte zur Dekolonisierung“ mit den Autor*innen Fiona Faye und Aram Ziai ein.
Am 24.02.2025 von 17-19 Uhr werden die Autor*innen die Publikation vorstellen. In dem Gutachten beschäftigen sie sich mit der Frage, wie dekoloniale Wirtschaftspolitik in einer kapitalistischen Welt aussehen kann. Im Kern geht es darum, wie die koloniale Vergangenheit und deren Nachwirkungen aufgearbeitet werden können, um wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten abzubauen. Wie müssen die Voraussetzungen aussehen, um in einer globalisierten Welt die kolonialen Kontinuitäten des Wirtschaftssystems zu überwinden? Wie können neokoloniale Wirtschaftsstrukturen aufgebrochen werden?
Nach einer Einordnung von Dr. Boniface Mabanza Bambu in aktuelle zivilgesellschaftliche Diskurse, möchten wir gemeinsam mit Euch diskutieren, wie diese Expertise für die Arbeit zivilgesellschaftlicher Akteur*innen nutzbar gemacht werden kann.
Newsletter-Archiv
25.02.2025 db_nl003 | Newsletter 3 |
10.02.2025 db_nl001 | Test | Decolonize Berlin Newsletter 01 |
10.02.2025 db_nl002 | Test | Decolonize Berlin Newsletter 02 |